Fallen oder Schoten können mit einem Polyester- oder Dyneema®-Kern geliefert werden. Die Auswahl richtet sich nach dem Schiffstyp, dem Einsatzzweck und dem Segelrevier.
Schiffstyp
Je schwerer das Schiff, je größer die Segelfläche und je höher die Ansprüche an die (Dauer-) Performance ist, desto mehr müssen Fallen und Schoten leisten.
Bevor Dyneema® im Wassersport eingesetzt wurde, bestanden praktisch alle Fallen und Schoten aus Polyester. Regattasegler verwendeten gelegentlich Tauwerk mit Kevlar®-Kernen, welches jedoch wenig UV-resistent war und beim Knoten deutlich an Reißkraft verlor. Auf Fahrtenschiffen findet man heute noch häufig Stahlvorläufer, die die Fallscheiben stark verschleißen.
Der Nachteil von Polyester ist die relativ hohe Dehnung von 8% bei 75%-Belastung bis zu 15% bei 100%-Belastung. Der Vorteil ist die gute UV-Beständigkeit und der relativ hohe Schmelzpunkt von 260º. In einigen Anwendungen ist die Dehnung von geringerer Bedeutung, beispielsweise für das Spinnakerfall oder die Dirk.
Dyneema® als Fallenmaterial
Für Genua-, Kutter- und Großsegelfallen empfehlen wir immer ein Material mit Dyneema®-Kern. Auch Fahrtensegler haben große Nachteile bei zu hoher Fall-Dehnung. Wenn sich bei auffrischendem Wind das Polyesterfall weiter dehnt, wird das Segel bauchiger und zwar genau dann, wenn man ein bauchiges Segel überhaupt nicht brauchen kann: das bauchigere Segel erzeugt nun noch mehr Querkräfte.
Unterschätzte Last auf den Reff-Leinen
Reff-Leinen tragen häufig unterschätze Lasten. Wenn Du Dein Reff brauchst, soll das Segel so flach wie möglich sein. Aus diesem Grund ist Polyester für Reff-Leinen weniger geeignet.
Auswahl der Materialien nach Funktion
Grundsätzlich können sowohl Leinen mit einem Polyester- als auch mit einem Dyneema®-Kern verwendet werden. Wir empfehlen einen Kern mit Dyneema® für alle Leinen, die viel Last tragen und bei denen Dehnung kontra-produktiv ist, wie zum Beispiel Spinnaker-Topnant, Fallen und Genuaschot. Die anderen Leinen könnten auch mit einem Polyester-Kern ausgestattet werden.
Regattasegler entscheiden sich fast immer für einen Dyneema®-Kern, weil so sichergestellt ist, dass eine einmal gewählte Leineneinstellung nicht aufgrund von Dehnung verändert werden muss und weil Dyneema® fast immer dünner und leichter gewählt werden kann als Polyester. Die Gewichtsersparnis spielt natürlich im Bereich des Masttops eine überragende Rolle. Als Faustregel kann man sagen: 1kg Gewichtsersparnis im Topp wirkt so wie 10kg aufrichtendes Moment im Kiel.
Fahrtensegler sollten bei allen Anwendungen, die den Segeltrimm bei zunehmenden Wind durch Dehnung nachteilig beeinträchtigen (Fallen, Reff-Leinen, ggfs. Spinnaker Luv-Schot) Dyneema® wählen. Durch den Einsatz von SK78 oder gar die Zumischung von Polyester im Kernmaterial lassen sich aber auch hier günstigere Alternativen finden.